Cambridge Analytica und Facebook - was der Datenskandal für uns bedeutet
Ein Kommentar von Dr. Matthias Eickhoff
Die Enthüllungen rund um das Datenleck bei Facebook haben in meinen Augen gezeigt, dass wir demnächst weitere Regulierungen zu erwarten haben. Denn die Rechnung ist einfach: Die Europäer haben mit der DSGVO einen starken Rechtsschutz vorgelegt. Innerhalb der EU verbietet sich Datensammeln und -verarbeiten ohne Zustimmung der Nutzer, wie es im Fall Cambridge Analytica nachweislich passiert ist.
Sollten die Amerikaner nicht mit Regulierungen nachziehen, stehen die großen Tech-Konzerne vor einem Dilemma: Daten-Wildwest auf dem Heimatmarkt, strenge Vorschriften im zweitwichtigsten Markt Europa. Schwierig, hier ein passendes Geschäftsmodell zu finden. Laut US-Gesetzgebung sind die Konzerne sogar verpflichtet, personenbezogene Daten zum Beispiel an Ermittlungsbehörden herauszugeben. Nach den Anhörungen mit Mark Zuckerberg im US-Kongress deutet sich an, dass die amerikanischen Gesetzgeber einen ähnlichen Weg wie die Europäer gehen werden und den Datenschutz stärken.
Welches Geschäftsmodell wird sich für die Digitalbranche also als nachhaltig erweisen? Datenschutzregulierungen zwingen Unternehmen gewissermaßen dazu, sich einer längst überfälligen Auseinandersetzung mit dem sinnvollen Einsatz digitaler Massenkommunikation zu stellen. Die DSGVO bietet insofern einen Schutz gegenüber der „Überflutung" der Kommunikationskanäle mit mehr oder weniger relevanten Informationen.
Daraus resultiert, dass es zu einer Renaissance klassischer, aber teurerer und komplexerer Vertriebsmittel und -wege kommen wird. Der persönliche und damit wirklich personalisierte Kontakt wird wieder in den Vordergrund rücken, um zu „überzeugen". Ob der Kunden seine persönlichen Daten herausgibt und der Kommunikation letztlich zustimmt, hängt nicht zuletzt davon ab, wie sympathisch und vertrauenswürdig ihm das Unternehmen erscheint. Dies muss bereits im Vorfeld sicher gestellt werden. Facebook & Co. müssen es daher schaffen, die Vertrauenskrise zu überwinden, indem sie datenschutzkonforme Geschäftsmodelle zu entwickeln. Dies kommt langfristig nicht nur den Kunden, sondern auch den Werbetreibenden zu Gute.